|
Article www.pssuisse.ch 31.3.2009 Öffentlicher Verkehr: Die überraschende Sichtweise eines modernen Lastwagenfahrers Unterschriften sammeln ist immer eine auch bereichernde Erfahrung. Denn auf der Strasse wird einem bewusst, wie sehr der öffentliche Verkehr in den letzten Jahren an Popularität gewonnen hat. Während sechs Stunden in der ersten Woche der Unterschriftensammlung ist mir nur eine einzige Person begegnet, die sich dezidiert gegen den ÖV ausgesprochen hätte. Die eindrücklichste Begegnung fand allerdings am verregneten Morgen des 28. März statt. Mit meinem üblichen Wortschwall versuchte ich einen etwa 45- jährigen Mann zu stoppen, der, wegen des Regens, mit hochgezogenen Schultern und schnellen Schrittes an mir vorbeizugehen versuchte: „Initiative für den öffentlichen Verkehr, mein Herr, wäre das nicht ihre Unterschrift wert?“ So angesprochen, drehte der Mann seinen Kopf zu mir, liess mich meinen Satz wiederholen und antwortete darauf: „Ja, das interessiert mich, ich bin persönlich betroffen.“ Derartige Bemerkungen lassen normalerweise auf einen stark engagierten Menschen schliessen, der entweder bei Busbetrieben oder bei der SBB arbeitet. Doch keineswegs! Der Herr erklärte mir, dass er Lastwagenchauffeur sei. Ein mulmigem Gefühl machte sich bei mir breit: „Was mir eigentlich einfalle, gegen den Schwerverkehr zu sammeln? ,ich habe satt von diesen Umweltschützern“? hörte ich ihn schon sagen. Bemüht um höchste Transparenz erklärte ich ihm, was die Initiative im Detail will, dass zukünftig die Hälfte der Einnahmen aus der Treibstoffsteuer in den öffentlichen Verkehr investiert werden sollen, gegenüber dem heutigen Viertel. Alles andere als wütend erklärte mir jedoch der Lastwagenfahrer, dass es für ihn logisch sei, die Initiative zu unterschreiben. Er stelle jeden Tag fest, wie schwierig es sei, während der Stosszeiten überhaupt in eine Stadt hineinzukommen. Und damit sein Beruf nicht sinnlos würde, müsse unbedingt der öffentliche Verkehr unterstützt und gefördert werden. Er glaubte gar, dass dies die einzige Möglichkeit sei, den totalen Verkehrskollaps in den Städten zu verhindern und sie wieder zugänglich zu machen. Ich habe die Unterschrift dieses Herrn mit einer ganz speziellen Freude aufgenommen: Denn ich merkte, dass sich die Welt langsam, aber sicher, verändert. Für ein starkes Engagement der SP Es ist nur logisch, dass die Delegiertenversammlung für diese VCS- Initiative die JA- Parole gefasst hat, denn sie passt absolut in die bisherige Schwerpunktpolitik der SP. Für die Sektionen und die SP- Aktivisten ist die Initiative eine exzellente Möglichkeit, unsere Themen volksnah zu präsentieren: Service Public, Klimaschutz, Investitionen in eine zukunftsträchtige Infrastruktur. Kurz und gut, sie beinhaltet alle Gangarten des Green and Social New Deal. Und somit Themen, auf die dereinst alle Generationen sensibilisiert sein werden. Mit einem entschlossenen Engagement der sozialdemokratische Aktivisten wird die Initiative noch mehr Gewicht bekommen, um die Sache des öffentlichen Verkehrs voranzubringen. Wenn wir es schaffen, die Initiative rasch voranzutreiben und eine beachtliche Anzahl Unterschriften zusammenbringen, wird sie ein sehr effizientes Instrument sein, um Druck auf das Parlament auszuüben. Und das schon im Jahr 2010. Denn im 2010 werden sich National- und Ständerat an die Planung der nächsten ÖV- Projekte machen: ÖV in den Agglomerationen, Autobahnen, aber auch über die zukünftige Klimapolitik und Leistungsvereinbarung für die SBB wird verhandelt werden. Und für 2011 wird der Bundesrat im Rahmen der Debatte um die Finanzierung vom Projekt „Bahn 2030“ vom Gesetz gezwungen sein, bis Ende 2010 Lösungen zu präsentieren. Also: An die Unterschriftenbögen, auf zum Sammeln!
www.pssuisse.ch 31.3.2009
|
|
Contact: Roger Nordmann, Rue de l'Ale 25, 1003 Lausanne, Twitter @NordmannRoger 1.04.2017 |