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Artikel Sonntag - 14 février 2009 Die Zukunft von Energie und Klima, der solarthermiche Strom, und die Schweiz. Prof. Jack Steinberger,
Prix Nobel de physique, 1988 Noch wird der globale Energieverbrauch zur 80 Prozent mit fossilen Brennstoffen gedeckt. Wenn wir unseren Kindern einen Planeten in einem verantwortbaren Zustand zurücklassen wollen, ist es höchste Zeit, den Weg der erneuerbaren Energien einzuschlagen – insbesondere bei der Stromerzeugung. Die grösste erneuerbare Energiequelle ist die Sonne. Wenige Prozent der Wüstenfläche genügen, um den weltweiten Energieverbrauch zu decken. Im Vergleich ist Wasserkraft zwar billiger, kann nur begrenzt ausgebaut werden. Ebenfalls ein beachtliches Potential hat die Windenergie, es ist jedoch nicht so hoch wie dasjenige der Solarenergie. Kernenergie wird manchmal als Alternative zu den fossilen Energiequellen gehandelt. Sie kumuliert jedoch mehrere bekannte Probleme: das nicht gelöste Problem der Atommülllagerung, die Reaktorsicherheit und die mögliche Verbreitung der Atomwaffen. Grundsätzlich gibt es zwei Wege, um Sonnenlicht in Strom umzuwandeln: die wohlbekannte Photovoltaik sowie die solarthermisch Stromerzeugung. Letztere funktioniert wie folgt: Grosse Spiegeln konzentrieren das Sonnenlicht auf eine Flüssigkeit, um diese zu erhitzen. Diese Wärme wird zur Erzeugung von Wasserdampf gebraucht, welche eine gewöhnliche Turbine und Stromgenerator antreibt. Die zweite Methode ist für Grossanlage besser geeignet. Erstens ist sie wegen dem Wegfall der teuren photovoltaischen Zellen billiger. Zweitens kann sie Strom auch während der Nacht produzieren. Und im Gegensatz zur teuren Stromspeicherung ist es möglich, die Wärme während ein paar Tagen zu wirtschaftlich attraktiven Bedingungen aufzubewahren. Thermische Solarkraftwerke sind in der kalifornischen Wüste seit mehr als 20 Jahren in Betrieb. Kürzlich wurde in der Nähe von Sevilla (Spanien) die erste solarthermische Anlage mit Wärmespeicherung in Betrieb genommen. Zweifellos kann die thermische Solarenergie künftig mit einem kleinen Teil der Wüsten den Löwenanteil des globalen Energiebedarfs decken. Wissenschaftler sind der Ansicht, dass technologische Optimierung und Skalenerträge erlauben werden, die Kosten auf dem Niveau der heutigen fossilen Stromerzeugung zu senken. Dank den Fortschritten der Energieübertragung auf Hochspannungsleitungen mit Gleichstrom wird es möglich, den Sockel des europäischen Energieverbrauchs in den Wüsten Nordafrikas zu produzieren. Dieser Weg stellt eine hervorragende wirtschaftliche und politische Chance für beide Kontinente dar: Die wirtschaftlichen Vorteile für Afrika sind offensichtlich, und die daraus resultierende Interdependenz würde einen starker Anreiz für friedliche Beziehungen darstellen. Der solarthermische Strom stellt auch eine willkommene Diversifizierung bei den Energiequellen her und mindert die aktuelle, einseitige Abhängigkeit von Öl und Erdgas. Die Schweiz als verantwortungsbewusstes Land hat ein Interesse, sich aktiv an den globalen Bemühungen gegen Klimaerwärmung zu beteiligen. Sie hat zudem ein starkes wirtschaftliches Interesse, sich an der Entwicklung der solarthermischen Technologien zu beteiligen. Damit kann sie eine Spitzenposition in der industriellen Herstellung von Anlagen für die Konzentration des Sonnenlichtes und die Wärmespeicherung erreichen. Bereits heute ist ein Schweizer Unternehmen weltweit führend im Bereich der Hochspannungsleitungen mit Gleichstrom. Fazit aus unserer Sicht: Die solarthermische Stromerzeugung in den Wüsten ist prädestiniert für die energetische Zukunft. Deshalb soll deren Entwicklung intensiviert werden. Dank einer aktiven Beteiligung an diese Bemühungen hat die Schweiz sowohl wirtschaftlich als auch politisch und ökologisch viel zu gewinnen.
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Contact: Roger Nordmann, Rue de l'Ale 25, 1003 Lausanne, Twitter @NordmannRoger 1.04.2017 |