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Article PSS, 29.5.07 Der ökologische Trumpf der SP heisst sozialverträglicher
Umweltschutz Für die Sozialdemokratische Partei ist Umweltschutz
und der sorgfältige Umgang mit natürlichen Ressourcen nicht nur eine
Frage der Liebe zur Natur. Es ist auch und vielleicht sogar vor allem
eine Voraussetzung, um den Wohlstand zu erhalten und zu stärken. Wenn
wir die energetischen und ökologischen Grundlagen unserer Gesellschaft
nicht sanieren, ist die wirtschaftliche Prosperität in Frage gestellt,
was grosse Teile der Bevölkerung benachteiligt, insbesondere die
wirtschaftlich Schwächsten. Ganz zu schweigen von den katastrophalen
Auswirkungen auf globaler Ebene wie Kriege, massive
Migrationsbewegungen und Hungersnöte. Spätestens seit der Publikation
des Stern-Berichts sind die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen
offensichtlich. Diese Feststellung hat drei Konsequenzen: 1) Umweltschutz darf
kein Luxus sein. Ökologisches Verhalten muss im Gegenteil für alle
zugänglich sein, damit Änderungen im grossen Stil möglich werden.
Jedermann muss die Möglichkeit haben, persönlich zum Umweltschutz
beizutragen. 2) In einer gesunden
Umwelt zu leben ist ein legitimes Recht für alle, genauso wie das
Recht auf materielle Sicherheit. 3) Die Bevölkerung will
keine Ökologie des Verzichts. Umweltschutz darf nicht auf Kosten der
sozialen Gerechtigkeit und des wirtschaftlichen Wohlstands betrieben
werden: Sonst verliert man mit einer Hand, was man mit der anderen
gewonnen hat. Wir wollen im Gegenteil eine Ökologie des Wohlstands, d.
h. sozialverträglichen Umweltschutz.
Was das Wohnen betrifft, so müssen alle über eine
gut isolierte und umweltgerecht geheizte Wohnung verfügen. Das Problem
zeigt sich besonders für die Mieterinnen und Mieter (2/3 der Bevölkerung),
denn diese haben keinerlei Einfluss auf die Qualität des Gebäudes, in
dem sie wohnen. Ein Teil des Ertrags der CO2-Abgabe auf Brennstoffen
muss deshalb in ein umfangreiches Programm zur Förderung von
Sanierungen bei Mietshäusern investiert werden. Neben dem Aspekt des
Energiesparens hat dies den Vorteil, dass die Heiznebenkosten gesenkt
werden, was einerseits die Lebensqualität der Mieter erhöht und
andererseits ihren Geldbeutel entlastet. Die Erhöhungen der letzten
Jahre bei den Heizkosten zeigen, dass dieser Aspekt alles andere als
vernachlässigbar ist. Was den Verkehr betrifft, so darf sich Umweltschutz
nicht darauf beschränken, dass ein paar wohlhabende Haushalte sich ein
kostspieliges Hybridfahrzeug anschaffen. Um das Klima effizient zu schützen
und Energie zu sparen, müssen leistungsfähige Alternativen zur
individuellen Mobilität angeboten werden. Dies erfordert einen
massiven Ausbau des öffentlichen Verkehrs bezüglich Kapazität,
Leistungsfähigkeit und Fahrplan, was bedeutende Investitionen bedingt.
In diesem Bereich stehen wir mit der ZEB vor wichtigen Entscheidungen.
Parallel dazu muss der exzessive Gebrauch des Autos eingeschränkt und
der Wagenpark saniert werden. Zur Erreichung dieser Ziele bilden die Einführung der
CO2-Abgabe auf Treibstoffen und die Verwendung von 40 % des Ertrags für
den Ausbau der Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs (ZEB) die
ideale Voraussetzung:
Schliesslich ist dieses kombinierte System zur
globalen Sanierung unserer Transportinfrastrukturen nicht nur
effizient, sondern auch sozial: Durch die Tatsache, dass 60 % der
CO2-Abgabe pauschal pro Person an die Bevölkerung zurückbezahlt
werden, profitieren kinderreiche Haushalte, die das Auto vernünftig
einsetzen[1]. Aus sozialer Sicht passt dieses System nahtlos zu unseren
Vorschlägen zur Entlastung der Familien. Ich denke insbesondere an den
Vorstoss mit dem Ziel, die Krankenkassenprämien für Kinder zu
reduzieren, die wir bei den Budgetdiskussionen im kommenden Herbst
wieder auf den Tisch bringen werden. Bevor ich zum Schluss komme, möchte ich darauf hinweisen, dass das Projekt eines sozialverträglichen Umweltschutzes nicht auf das Transportwesen und das Wohnen beschränkt ist, sondern für das ganze ökologische Spektrum gilt, zum Beispiel in den Bereichen gentechfreie Ernährung, Stadtentwicklung oder Energieproduktion. Nach Meinung der SP muss Qualität für alle zugänglich sein, denn es kann keinen antisozialen Umweltschutz geben.
PSS, 29.5.07
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Contact: Roger Nordmann, Rue de l'Ale 25, 1003 Lausanne, Twitter @NordmannRoger 1.04.2017 |